Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass derzeit die Nachrichten voll sind mit Neuigkeiten zu einer Interimsanalyse der Phase-3-Prüfung des mRNA-basierten Pfizer-BioNTech-Impfstoffs, kurz BNT162b2 genannt. Dies ist einer von 48 Impfstoffen, die derzeit klinisch bewertet werden und die vor COVID-19 schützen sollen. Die primäre Quelle der Nachricht, in deren Überschrift von einer „90%igen Wirksamkeit“ die Rede ist, ist keine Peer-Review-Fachzeitschrift. Auch ist die Quelle nicht die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Vielmehr handelt es sich um eine Pressemitteilung, die Pfizer, der Geschäftspartner des aufstrebenden deutschen Biotech-Unternehmens BioNTech, der den Impfstoff entwickelt hat, am Montag veröffentlicht hat.

Die Nachricht, dass der Impfstoff eine „90%ige Wirksamkeit“ aufweise, führte zu einem rasanten Anstieg der Pfizer-Aktien und veranlasste den vor Kurzem ernannten Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, den ehemaligen TierarztDr. Albert Bourla, 62 % seiner persönlichen Aktien an Pfizer zu verkaufen. Der Aktienverkauf wurde offenbar durch ein automatisches System ausgelöst, das im August eingerichtet wurde, als der Aktienwert einen bestimmten Stand erreichte.

Auf der Jagd nach der Quelle

Pfizer ist durch seinen Rückzug aus der Operation Warp Speed der US-Regierung aufgefallen, angesichts seiner Position als eines der größten Pharmaunternehmen der Welt. Der Nachteil für Pfizer war, dass das Unternehmen nicht von der Finanzierung der US-Regierung (= Steuerzahler) profitieren konnte, die Unternehmen wie Moderna, Johnson & Johnson und Astra-Zeneca erhielten. Sie brauchen aber nicht gleich Mitleid haben: BioNTech erhielt eine Förderung von der deutschen Regierung. Der Vorteil für Pfizer war, dass dem Unternehmen keine Vorschriften gemacht wurden und es keine Daten übermitteln bzw. seine Daten nicht von einem gemeinsamen Datenüberwachungsausschuss der Operation Warp Speed analysieren lassen musste. Halten Sie sich dies vor Augen, wenn Sie weiterlesen.

Was bedeutet diese Schlagzeile als wirklich? Hier liegt das erste Problem. Wir haben nur eine Pressemitteilung, auf die wir uns stützen können. Bei ANH sind wir immer daran interessiert, primäre Datenquellen zu erhalten, daher mussten wir weiter suchen. Die Pressemitteilung bezieht sich auf eine Interimsanayse zur Phase-3-Prüfung eines „externen, unabhängigen Datenüberwachungskomitees“. Ein Artikel der Kaiser Family Foundation legt nahe, dass das Datenüberwachungskomitee von Pfizer alles andere als unabhängig ist. Die Anonymität seiner fünf Mitglieder macht dieses auch alles andere als transparent.

Aufgrund der zahlreichen Aussagen, z. B. in einem Leitartikel vom September in Nature, einer der einflussreichsten Zeitschriften der Welt, in dem es heißt: „Um Vertrauen in die COVID-Impfstoffe zu erreichen, ist radikale Transparenz notwendig“, wollten wir nicht aufgeben, nach der Interimsanalyse zu suchen.

Wir hatten das Protokoll eingesehen, aber wenn erste Interimsergebnisse zitiert werden, die besser als erwartet sind, mussten wir davon ausgehen, dass Pfizer oder BioNTech die Daten hinter den Ergebnissen zur Verfügung stellen würden. Die erste Stelle, an der wir nach der Interimsanalyse suchten, war die Seite„Draft landscape of COVID-19 candidate vaccines“ (Seite für mögliche COVID-19-Impfstoffe) der WHO,die, nebenbei bemerkt, „jegliche Haftung oder Verantwortung für Tod, Behinderung, Verletzung, Gesundheitsleiden, Verlust, Schaden oder andere Nachteile, die aufgrund oder im Zusammenhang mit der Beschaffung, dem Vertrieb oder der Verwendung eines Produkts entsteht, das in einem der hier aufgeführten Dokumente enthalten ist“ ausschließt.

Die WHO-Seite wurde zwar gestern aktualisiert, aber leider ist der Bericht nicht da. Was Sie dort finden, ist der Link zum NIH-Portal ClinicalTrials.gov mit dem inzwischen veralteten Studiendesign für den Impfstoff. Es sind keine Interimsergebnisse der Studie zu finden. Eine Google-Suche mit den Begriffen ‘„Data Monitoring Committee“ BNT162b2 BioNTech Pfizer’ und ähnliche Suchanfragen ließen den Bericht auch nicht auf magische Weise erscheinen. Wir fanden nur viele Verweise auf die angebliche „90%ige Wirksamkeit“ in einer Vielzahl von Medienkanälen. Meiner Meinung nach können wir damit bestätigen, dass es keine unterstützenden Daten für diese Aussage gibt.

Was uns mitgeteilt wird

Zurück zur Pressemitteilung. Die wichtigsten Informationen, die daraus hervorgehen, sind:

  • Das Versprechen in voller Pracht: „mehr als 90%ige Wirksamkeit beim Schutz vor COVID-19 bei Probanden ohne Nachweis einer vorherigen SARS-CoV-2-Infektion“.
  • Ein Link zum aktualisierten Studiendesign (Protokoll), das vermutlich den auf ClinicalTrials.gov aufgeführten Link ersetzt.
  • 43.538 Probanden haben sich bisher für die Studie eingeschrieben (89 % davon haben die zweite Dosis erhalten).
  • 42 % der Probanden haben einen „ethnisch gemischten Hintergrund“ (was die Frage aufwirft, welche ethnische Zugehörigkeit die nicht gemischten 58 % haben; sicherlich nicht „Weiß“? Aber wahrscheinlich doch.)
  • 94 der 43.538 Probanden (also nur 0,2 %) sind bisher an COVID-19 erkrankt, wobei die Probanden in Geimpft- und Placebo-Gruppen aufgeteilt sind. Dieser Umstand wird nicht erwähnt.
  • „Es wurden keine ernsthaften Sicherheitsbedenken festgestellt“ – was nicht bedeutet, dass keine moderaten oder schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet wurden. Zum Zeitpunkt der Beantragung der Notfallzulassung durch Pfizer bei der US-amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde FDA werden Sicherheitsdaten über einen Zeitraum von zwei Monaten verfügbar sein.
  • Die klarsten Aussagen erscheinen in der Offenlegungsmeldung und den Kommentaren zu auf die Zukunft gerichteten Aussagen am Ende der Mitteilung, die sich offenbar an die Börse richten. Sie entheben Pfizer und BioNTech effektiv jeglicher Verantwortung für die Leistung des Endprodukts, insbesondere in Bezug auf Wirksamkeit, Sicherheit oder Lieferung. Angesichts der Tatsache, dass die ganze Welt auf die Unternehmen blickt, sind deren Anwälte um den sorgsamen Schutz ihrer Mandanten bemüht.

Was können wir davon halten?

In Bezug auf die Hauptaussage zur Wirksamkeit: Nehmen wir an, dass nur 10 % der infizierten Gruppe von 94 infiziert wären. Wenn Sie das auf 10 Personen aufrunden, könnte bei einer 90%igen Wirksamkeit bei 9 von 10 Personen eine Infektion nach der Impfung verhindert werden. Potenziell sind das nicht sehr viele Menschen – weshalb Pfizer und BioNTech die Zahlen klar hätten nennen sollen, denn 60 ist etwas ganz anderes als 10. Aber wir erinnern uns, dass in der Pressemitteilung „mehr als 90%“ steht. Wenn ich auf meinen inneren Sherlock Holmes vertraue, sind dies wahrscheinlich nur 11 der infizierten Gruppe, die auch geimpft wurden. Wobei 10 von ihnen Immunogenität aufweisen, wie es in den vorgegebenen Studienendpunkten heißt (9 geteilt durch 10 ergibt 90,9 %).

Für diesen Interimsendpunkt werden im Protokoll jedoch primäre und sekundäre Endpunkte für die Wirksamkeit aufgeführt – hauptsächlich die Verhinderung von COVID-19-Symptomen bei Probanden, die Anzeichen einer Infektion aufweisen (durch Nukleinsäure-Amplifikationstests), [NAAT]sowie sekundäre – die Bildung verschiedener serologischer (Antikörper-)Ergebnisse wie neutralisierende Antikörpertiter, S1-bindende IgG- und/oder RBD-bindende IgG-Spiegel, N-bindende Antikörper. Aber welche und wie sehen die Werte aus? Und wie lange gelten sie (dafür ist es natürlich noch zu früh)?

Was müssten wir noch wissen, um das Interimsergebnis von BioNTech/Pfizer besser zu verstehen? Zu den wichtigen Informationen, die noch nicht öffentlich zugänglich gemacht wurden und mit der Interimsanalyse hätten veröffentlicht werden können, zählen:

  • Die Anzahl der Personen in der Geimpft- oder Placebo-Gruppe, die SARS-CoV-2 ausgesetzt wurden.
  • Die Demografie (Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit usw.) der Infizierten und wie viele von diesen zu den am meisten gefährdeten Gruppen zählen, d. h., ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.
  • Anhand welcher spezifischen Ergebnisparameter wurde die Wirksamkeit bestimmt? Waren dies beispielsweise das Fehlen von COVID-19-Krankheitssymptomen in Kombination mit erhöhten Antikörperreaktionen, und wenn ja, welche?
  • Wie schwerwiegend war die Manifestation der COVID-19-Erkrankung bei den jeweils entsprechenden Geimpft- und Placebo-Gruppen (d. h. ähnliche Altersgruppen, ähnliches Geschlecht, ähnliche ethnische Zugehörigkeit und ähnliche zugrunde liegende Krankheitsmuster)?
  • Welche Zusammensetzung hat das Placebo, das 50 % der 44.000-köpfigen Studienpopulation verabreicht wurde? Enthält es Lipid-Nanopartikel ohne mRNA, die für das volle Spike-Protein von SARS-CoV-2 steht?
  • Wie war die Reaktion der zellvermittelten Seite (T-Zellen) des adaptiven Immunsystems (die gemäß dem Prüfprotokoll nicht in den Endpunkten enthalten sind)? Die Veröffentlichung der Phase-1-Ergebnisse im New England Journal of Medicine im Oktober deutete darauf hin, dass es der Schwesternimpfstoff BNT162b1 war, der eine starke T-Zell-Reaktion hervorbrachte. Dieser wurde jedoch fallen gelassen, da der Impfstoff einige schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrief.
  • Wie waren Art, Schwere und Ausmaß der Nebenwirkungen bei BNT162b2, die bisher in der Phase-3-Prüfung berichtet wurden?
  • Wie lange bleibt die Immunogenität gegen SARS-CoV-2 bei den verschiedenen Personen bestehen?

Unbekannte

Es gibt auch viele unbekannte Parameter, die wahrscheinlich auch weiterhin unbekannt bleiben werden. Ganz oben auf meiner Liste stehen die folgenden beiden:

  • Die Möglichkeit, dass einige der NAAT-bestätigten Fälle eine Infektion mit anderen menschlichen Coronaviren umfassen können und diese Nicht-SARS-CoV-2-Viren die gemessene Immunogenität ausgelöst haben, und die NAAT-Ergebnisse somit entweder falsch positiv oder das Ergebnis von SARS-CoV-2-Virusfragmenten sind.
  • Die Möglichkeit, dass das Vorhandensein von nicht reproduzierbaren (‘toten’) SARS-CoV2-Virusfragmenten immunogene Reaktionen ausgelöst hat, sodass eine Infektion nicht hätte stattfinden können.

So transparent wie eine nicht ganz schwarze Black Box

Wie es Peter Doshi,Mitherausgeber des BMJ sowie Lehrbeauftragter für pharmazeutische Gesundheitsdienstleistungen an der University of Maryland School of Pharmacy so passend dargelegt hat: „Die fehlenden Daten sind sehr beunruhigend… Alles, was wir bisher haben, ist eine Schlagzeile von Pfizer.”

Was sollen wir davon halten?

Ich habe Ihnen meinen Gedankengang dargelegt, der durch diese Pressemitteilung ausgelöst wurde. Sie sehen, dass die Recherchen zu einer Reihe von Sackgassen geführt haben und mehr Fragen aufgeworfen haben, als beantwortet werden konnten. Lassen Sie mich meine Ansichten auf Folgendes zusammenfassen:

  • Meiner Ansicht nach ist es irreführend, viel zu früh und unaufrichtig von Pfizer, der Welt mitzuteilen, dass die Studie bisher eine 90%ige Wirksamkeit gezeigt hat, da die meisten Menschen davon ausgehen werden, dass diese Angaben unabhängig von Alter, Gesundheitszustand, ethnischer Zugehörigkeit oder Vorerkrankungen gelten. Sie gehen dann davon aus, dass im Falle einer Impfung mit dem notfallmäßig zugelassenen Impfstoff, dessen Sicherheitsbewertung nur über zwei Monate durchgeführt wurde, die Wahrscheinlichkeit, bei einer Ansteckung ernsthaft krank zu werden, bei nur 10 % liegt – und sie fühlen sich sicher. Es liegen nicht genügend Daten vor, um von einem bestimmten Ergebnis ausgehen zu können.
  • Es ist schwierig, das Wirksamkeitsversprechen im Vergleich zur Erkrankungswahrscheinlichkeit ohne eine Impfung zu beurteilen. Wenn Sie aber gesund und unter 75 Jahre alt sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung nach einer Infektion sehr gering, wahrscheinlich weit unter 10 %. Genaue Schätzungen sind jedoch immer noch nicht möglich, da wir weiterhin die Anzahl der infizierten Menschen und damit auch die tatsächliche Rate schwerer Erkrankungen und die Sterblichkeit unter den Infizierten ignorieren. Was wir ebenfalls wissen, ist, dass es große Unterschiede bei den Schätzungen der Anzahl der wahrscheinlich asymptomatisch (infiziert, aber ohne Symptome) verlaufenden Fälle gibt.
  • Über das Risiko von Schäden durch die Impfung mit zwei Dosen des BNT162b2-Impfstoffes, wie die Auslösung von Autoimmunerkrankungen, können noch keine Aussagen getroffen werden, da die Studien noch laufen und die meisten dieser Probleme in der Regel erst Jahre nach der erstmaligen Markteinführung des Produkts auftreten. Und hierbei wird ein normales 6-Jahres-Entwicklungsprogramm vorausgesetzt. Ein Beobachtungszeitraum für mögliche Nebenwirkungen von zwei Monaten nach der Impfung ist in keinster Weise ausreichend, um verlässliche Sicherheitsaussagen machen zu können.
  • Wenn dieser Impfstoff wenige Monate nach der Verabreichung der zweiten Dosis keine Wirksamkeit mehr zeigt, wird es dann eine Rechtfertigung für diese Massenbereitstellung geben, angesichts der enormen wirtschaftlichen Kosten für die Gesellschaft, des Schadensrisikos und der Tatsache, dass gesunde Menschen SARS-CoV-2 sehr gut zu tolerieren scheinen? Denken Sie daran, es war der alternative BioNTech-Impfstoff BNT162b1, derdie T-Zellen-Antwort nachweislich mehr verbesserte, jedoch über ein inakzeptables Sicherheitsprofil verfügte und daher nicht weiter verfolgt wurde.
  • Wo ist die Risiko-Nutzen-Analyse der Regierungen, die zeigt, dass die Einführung sowohl notwendig als auch gerechtfertigt ist?
  • Beunruhigenderweise zeigen diese Ankündigung und die fehlenden Daten im Zusammenhang mit der Pressemitteilung, dass Pfizer und BioNTech offensichtlich keine echte und nachvollziehbare Transparenz wünschen.

Dies führt zu einer zentralen Frage: Kann es sich die Bevölkerung leisten, Impfstoffunternehmen zu vertrauen, die absichtlich Informationen und Daten zurückhalten und die Verzweiflung der Öffentlichkeit, dem Lockdown zu entkommen, ausnutzen, während gleichzeitig Gewinne auf dem Aktienmarkt erwirtschaftet werden, der auf eine verfrühte und haltlose Ankündigung reagiert?

Bezeichnen Sie mich gerne als Verschwörungstheoretiker, weil ich diese Frage stelle.

Veröffentlicht mit Genehmigung von Alliance for Natural Health International.