Die Europäische Kommission hat am 14. Juni formell die Gesetzgebung zur Schaffung des digitalen COVID-Zertifikats der EU unterzeichnet. Die Regelung tritt am 1. Juli in Kraft und läuft in 12 Monaten aus.

Die Mitgliedstaaten müssen innerhalb von sechs Wochen nach dem Starttermin am 1. Juli mit der Ausstellung der ersten Zertifikate beginnen, falls sie dies bis dahin noch nicht getan haben.

Während der offiziellen Unterzeichnungszeremonie unterzeichneten die drei wichtigsten EU-Institutionen – das Parlament, der Rat und die Kommission – die Verordnung, um ihre Unterstützung zu zeigen, und erklärten, das Zertifikat sei „ein Symbol für das, wofür Europa steht“.

Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Kroatien und Polen haben am 1. Juni mit der Ausgabe der ersten Pässe begonnen. Österreich, Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg und Spanien begannen wenige Tage später mit der Ausgabe von Pässen.

Es wird erwartet, dass sich die übrigen Länder der EU und des Schengen-Raums mit Ausnahme von Ungarn und Finnland, die sich noch in der Testphase befinden, an den neuen Technologierahmen anschließen werden.

So funktioniert der EU-Pass

Im Rahmen des Impfpasses wird jeder EU-Mitgliedstaat sein eigenes Zertifikat ausstellen, aber alle werden die gleichen Einreisebestimmungen für Besucher übernehmen.

Die Personen werden ihre Pässe über Testzentren oder Gesundheitsämter oder direkt über ein eHealth-Portal erhalten.

Die digitale Version des Zertifikats kann auf einem mobilen Gerät gespeichert werden. Die Bürger können auch eine Papierversion anfordern. Beide werden mit einem QR-Code versehen, der wichtige Informationen enthält, sowie mit einer digitalen Signatur, um die Echtheit des Zertifikats sicherzustellen.

Das digitale COVID-Zertifikat wird anzeigen, dass eine Person gegen COVID-19 geimpft wurde, ein negatives Testergebnis erhalten hat oder von dem Virus genesen ist.

Die Informationen auf dem Zertifikat unterscheiden sich je nach Impfstatus der Benutzer. Für diejenigen, die ihre Impfung erhalten haben, werden der Impfstoffhersteller, das Datum der Impfung und die Anzahl der Dosen dokumentiert.

Für Personen, die noch nicht geimpft sind, verlangen die Mitgliedstaaten bei Reisen zwischen den Ländern die Vorlage von PCR- oder Antigentestergebnissen. Im Pass werden die „Art des Tests, das Datum und die genaue Uhrzeit des Tests, der Name des Testzentrums und die Ergebnisse festgehalten.“

Die erklärte Absicht des digitalen COVID-Zertifikats ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zwischen den EU-Ländern zu bewegen, ohne sich einer Quarantäne oder zusätzlichen Coronavirus-Tests unterziehen zu müssen. Laut der Verordnung können die Mitgliedsstaaten jedoch zusätzliche Reisebeschränkungen in Fällen verhängen, in denen „zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit erforderlich sind.“

Was ist mit Reisenden von außerhalb der U.S.A.?

Anfang des Monats sagte ein EU-Sprecher, dass die App auf Bürger aus Nicht-EU-Ländern, einschließlich der USA, ausgeweitet werden könnte. Amerikaner, die das Zertifikat erhalten, wären von Reisebeschränkungen und Quarantäneanforderungen befreit.

„Im Moment könnten Sie als Amerikaner, der nicht in der EU lebt, das Zertifikat bekommen, wenn Sie die nationalen Behörden eines Mitgliedsstaates bitten, Ihnen dieses Zertifikat auf der Basis eines Nachweises auszustellen, dass Sie geimpft wurden oder kürzlich einen COVID-Test gemacht haben“, sagte der EU-Sprecher.

Die Entscheidung, ob Nicht-EU-Bürger die App nutzen dürfen, liegt bei jedem einzelnen Mitgliedsstaat.

Warum die USA in absehbarer Zeit keinen nationalen Impfpass haben werden

In den USA ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob ein digitales Gesundheitszertifikat oder ein „Impfpass“ zum Nachweis des Impfstatus erforderlich sein soll, berichtet The New York Times.

Bisher hat sich die Biden-Administration gegen die Idee eines „Impfpasses“ für die USA gewehrt. Am 28. Mai sagte der Direktor des US-Heimatschutzministeriums (DHS), Alejandro Mayorkas, dass die USA einen „sehr genauen Blick“ auf Impfpässe für internationale Reisen werfen würden. Später an diesem Tag stellte das DHS klar, dass es kein „bundesstaatliches Mandat“ für Impfpässe in den USA geben wird.

Wie die Los Angeles Times berichtet, gibt es in den USA keine nationale Datenbank für Impfungen, die als Quelle für Impfdaten zur Verwendung in digitalen Pässen dienen könnte. Das liegt daran, dass ein nationales System zur Schaffung einer eindeutigen Identifikationsnummer, um die Gesundheitsdaten jedes Amerikaners zu verknüpfen, seit 1998 verboten ist. Angeführt wurde das damals von dem Mitglied des Repräsentantenhauses Ron Paul (Republikaner aus Texas), der sagte, ein solches System wäre ein ungerechtfertigtes Eindringen in die Privatsphäre.

Ein Versuch, das Verbot zu kippen, passierte 2019 das US-Repräsentantenhaus, wurde aber vom Senat abgelehnt.

In Ermangelung einer bundesstaatlichen Richtlinie könnten Amerikaner mehrere digitale Ausweise benötigen, vergleichbar damit, dass man viele Kreditkarten in einer Brieftasche hat. Das berichtete die Los Angeles Times. Es könnte auch bedeuten, dass Arbeitgeber, Unternehmen und Betreiber von Veranstaltungsorten jeweils entscheiden müssen, welche Option für sie am besten geeignet ist – oder sich nicht die Mühe machen, überhaupt eine zu verwenden.

Eine wachsende Zahl von Unternehmen – von Kreuzfahrtlinien bis hin zu Sportstätten – hat bereits angekündigt, dass sie einen Nachweis der Impfungen für den Eintritt oder für ihre Leistungen verlangen werden.

Hunderte von Initiativen für digitale Gesundheitspässe versuchen, Apps auf den Markt zu bringen, die eine verifizierte elektronische Aufzeichnung von Impfungen und negativen COVID-Testergebnissen bieten, um den Prozess für Unternehmen und andere Institutionen zu rationalisieren.

US-Bundesstaaten beziehen Stellung

Das Thema hat in den USA eine heftige Debatte ausgelöst und eine Reihe von Bundesstaaten dazu veranlasst, Gesetze zur Einschränkung oder zum Verbot von Impfpässen aus Gründen des Datenschutzes, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Verantwortlichkeit einzuführen.

Diese Staaten umfassen Florida, Texas, Missouri, Utah, Arizona, Arkansas, Montana, Indiana, Iowa, Alaska, Alabama, South Carolina, North Dakota, South Dakota, Georgia, Wyoming und Idaho.

Bislang wurden Impfpässe in zwei Bundesstaaten eingeführtNew York und Hawaii.

In New York wurde der „Excelsior Pass“ eingeführt – ein von IBM entwickelter elektronischer Impfnachweis – den einige Unternehmen im Bundesstaat für den Zutritt verlangen.

Nach Angaben der New York Times plant der Staat, das Programm – das den Steuerzahler schätzungsweise 17 Millionen Dollar kosten wird – zu erweitern und das System in Zukunft möglicherweise zur Überprüfung des Alters eines Einwohners, des Führerscheinstatusses und anderer Gesundheitsdaten einzusetzen.

In Hawaii dürfen vollständig geimpfte Personen, die einen Impfnachweis in das „Safe Travels“-System des Bundesstaates hochladen, ohne vorherige Tests oder Quarantänebeschränkungen zwischen den Bezirken reisen. Gouverneur David Ige sagte, dass er den 4. Juli anpeilt, um geimpften Reisenden, die von außerhalb des Bundesstaates nach Hawaii kommen, zu erlauben, die Einschränkungen durch ein ähnliches System zu umgehen.

Ab dem 15. Juni wird Hawaii sein Reisepass-Programm auf transpazifische Reisende ausweiten, die in Hawaii geimpft wurden.

Ende letzter Woche kündigte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom an, dass sein Staat ein neues System zur Überprüfung von Impfungen für private Unternehmen einführen wird.

Während einer Veranstaltung in San Francisco am 14. Juni sagte Newsom, dass das System aus elektronischen Impfausweisen bestehen wird, die der Einzelne auf seinem Handy speichern kann, anstatt einen Papierausweis mit sich herumzutragen.

Sobald der Staat ohne Einschränkungen wieder vollständig öffnet, was am Dienstag geschah, können Unternehmen von Einzelpersonen verlangen, ihre Impfausweise vorzuzeigen, um zu beweisen, dass sie keine Maske tragen müssen, berichtete SFGATE. Newsom wird die kalifornische Version dieses elektronischen Systems im Laufe dieser Woche ankündigen.

Bei allen neuen oder vorgeschlagenen digitalen Pässen oder Apps in den USA müssen Menschen, die geimpft wurden oder ein negatives Testergebnis erhalten haben, zunächst zustimmen, dass ihre Informationen in den Pass oder die App hochgeladen werden, berichtete die Los Angeles Times.

Außerhalb der EU und der USA hat Australien Anfang des Monats einen digitalen Impfnachweis eingeführt, und Japan plant, einen solchen noch in diesem Sommer auszustellen.